Jede Streuobstwiese ist anders: individuelle Pflegekonzepte

Um den Artenreichtum einer Streuobstwiese zu erhalten, die Blütenvielfalt zu fördern und sie so für Bienen und Wildbienen attraktiver zu machen, ist es wichtig, sie naturverträglich und extensiv zu pflegen. Die Art der Pflege hängt dabei u. a. von der Lage der Wiese, dem Klima und der Bodenbeschaffenheit ab.

Daher sollte möglichst für jede Wiese ein individuelles Pflegekonzept erstellt werden. Ein Beispiel dazu möchten wir Ihnen hier vorstellen. Nach und nach werden wir weitere Beispiele ergänzen. Auch die Untere Naturschutzbehörde, Landschaftspflegeverbände oder Naturschutzvereine vor Ort beraten Sie gerne.

Foto: Klaus Mayhack

Die Pevestorfer Streuobstwiese als Heimat für die Wildbienen

Die Streuobstwiese auf dem Höhbeck bei Pevestorf wird von der BUND Kreisgruppe Lüchow-Dannenberg und einem Landschaftspflegehof betreut. Auf der idyllisch über der Elbaue gelegenen, rund 3,5 ha großen Streuobstwiese stehen weit über 300 Obstbäume; Äpfel mit rund 40 Sorten dominieren den Bestand. Hinzu kommen Kirschen, Birnen und Pflaumen. Die Wiese wird mit einer kleinen Skuddenherde – einer genügsamen, alten Hausschafrasse – ganzjährig beweidet und zusätzlich parzellenweise mittels Sense gemäht. Größere Teilflächen am Nordhang liegen seit einigen Jahren brach.

Bemerkenswert ist der hohe Alt- und Totholzanteil, der einigen Wildbienenarten als Nisthabitat dient und unbedingt erhalten werden sollte. Des Weiteren bedeutsam ist der Südhang der Wiese, dessen sandige Böden einen hohen Offenbodenanteil aufweisen. Durch den kontinuierlichen Viehtritt haben sich kleine Hangkanten herausgebildet, die den Hang terrassenartig strukturieren und ideale Nistbedingungen für im Sandboden nistende Wildbienenarten bieten.

Die insgesamt mageren Standortbedingungen bergen ein hohes Potenzial für Pflanzenarten, die mittlerweile selten geworden sind.

2015 hat der Wildbienenexperte Thomas Fechtler die Wiese begutachtet und die Wildbienenfauna kartiert. Derzeit wertet er seine Erfassungen aus, um Aussagen über den Artenbestand der Wiese machen zu können. Auffällig war vor allem der deutlich geringere Anteil an typischen Wiesenpflanzen, die eigentlich zu erwarten gewesen wären.

Die Ehrenamtlichen, die sich um die Wiese kümmern, haben Pflegehinweise von ihm erhalten, wie sie die Wiese als Bienen-Lebensraum optimieren können. Dazu soll vor allem das Beweidungskonzept angepasst werden.

Foto: BUND

Aktuell ist der Südhang als Standweide großflächig gezäunt, was das Blühen der vorkommenden Pflanzenarten fast vollständig verhindert. Sinnvoller ist eine temporär intensivere Beweidung in vertikal zum Hang gezäunten Parzellen. Danach sollten die Tiere in die nächste Parzelle umgesetzt werden, so dass sich die Vegetation in der bereits beweideten Parzelle erholen kann. Am Hangfuß kann ein Korridor die Parzellen verbinden, wodurch der Viehunterstand von den Schafen von jeder Parzelle aus erreicht werden kann.

Auf diese Weise wird gewährleistet, dass während der gesamten Vegetationsperiode ausreichend typische Wiesenpflanzen zum Blühen kommen und damit den so wichtigen Pollen und Nektar für die Bienen, aber auch für viele andere Insekten liefern. Zugleich bleiben die wertgebenden Pflanzenarten der Wiese langfristig erhalten, indem ein sanfter Beweidungsdruck konkurrenzstarke Gräser und Sträucher in Schach hält. Eine weitere wichtige Aufgabe der Weidetiere ist die Förderung von Rohbodenstellen durch Viehtritt und das Scharren kleiner Mulden. Hierdurch werden Strukturen für im Boden nistende Hautflügler gefördert.

In einem Bereich des Südhangs befinden sich dominante Wurzelausläufer der Robinie, die derzeit mit großem Aufwand manuell zurückgeschnitten und von den Skudden verbissen werden. Wenn die Robinienwurzeln mit Hilfe eines Baggers komplett entfernt würden, könnte in diesem Zuge eine neue, etwa kniehohe Steilkante zusammen mit einer ausgedehnten Rohbodenfläche geschaffen werden, um so weitere Nistmöglichkeiten anzubieten. Die bereits bestehenden kleinen Kanten sollten keinesfalls erneut abgestochen werden, da man dadurch besiedelte Strukturen zerstören würde.

Thomas Fechtler, Luisa Stemmler

Erfassung und Beratung wurden im Rahmen des Projektes „Netzwerk Wildbienenschutz in Niedersachsen“ ermöglicht, gefördert durch die Niedersächsische Bingo-Umweltstiftung.