Die Bedeutung der Honigbienen für Streuobstwiesen

1. Allgemeines

In Deutschland werden von etwa 90.000 Imkern rund 900.000 Bienenvölker gehalten. Obwohl sich die Mehrzahl der Bienenstände heute nicht mehr in bäuerlichen Betrieben befindet, ist die Bienenzucht als Tierzuchtzweig ein Teil der Landwirtschaft. Die Bienen sammeln einerseits Nektar, Honigtau und Pollen von Feld und Wald als Nahrung und Grundlage für die Honigerzeugung, andererseits sichern sie durch Blütenbestäubung die Erträge zahlreicher Nutzpflanzen.

   Fotos: Maja Dumat/PIXELIO

Honigbienen werden seit Jahrtausenden vom Menschen als Haustiere gehalten. In neuerer Zeit können sie dank weitgehend kontrollierter Paarung mit zunehmendem Erfolg in Richtung Sanftmut, Widerstandsfähigkeit und Honigleistung auch züchterisch bearbeitet werden. Deshalb gilt die Bienenhaltung selbst in Außenbezirken von Großstädten auch heute noch als "ortsüblich". In der Tierseuchengesetzgebung wird die Biene wie alle anderen Haustiere behandelt. Nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch stehen dem Bienenhalter gewisse Sonderrechte zu. Bei Pflanzenschutzmaßnahmen ist der Bienenschutz gesetzlich geregelt. Trotzdem ist die Honigbiene juristisch nicht als Haustier anerkannt, da sie frei fliegt und sich nicht zähmen läßt.

2. Ethischer Wert

Die Bedeutung der Bienenhaltung bezieht sich vor allem auf den im Folgenden behandelten wirtschaftlichen Nutzen. Nicht zu unterschätzen ist aber auch ihr hoher ethischer Wert. Bei einer durchschnittlichen Standgröße von 10 Völkern besteht der größte Teil der deutschen Imkereien aus Kleinstbienenständen. So gilt die Imkerei als naturnahe, ausgleichende, entspannende und zudem ein wenig einträgliche Freizeitbeschäftigung. Die Imker sind sich darüber hinaus des Nutzens der Bienen für die Allgemeinheit bewußt.

3. Die Bestäubungsleistung der Bienen

Der indirekte Nutzen der Honigbienen besteht in der Übertragung des Blütenstaubes auf die insektenbestäubten Pflanzen bei der Nektar- und Pollensammeltätigkeit. Dazu gehören nicht nur zahlreiche Nutzpflanzen der Landwirtschaft und des Gartenbaues, z. B. Ölfrucht- und Futterpflanzen sowie Obstgewächse, Zier-, Heil- und Gewürzpflanzen sowie viele Gehölze, sondern ein Großteil der

Wildpflanzen in Feld, Wald und Wiese. Der indirekte Nutzen der Bienen ist um ein Vielfaches höher als ihre direkten Leistungen. Der Bestäubungsnutzen der Honigbienen wurde durch den Lehrer Christian Conrad Sprengel erkannt. In seinem 1793 veröffentlichten Buch "Das entdeckte Geheimnis der Natur bei der Befruchtung der Blumen" forderte Sprengel deshalb, daß "der Staat ein stehendes Heer von Bienen" haben müßte. Die Erkenntnisse Sprengels wurden erst viel später bestätigt und anerkannt (z. B. durch Darwin 1860).

Unter den zahlreichen Insekten sind vor allem die Bienen- und Hummelarten (Apidae) als Blütenbestäuber wirksam, da sie ein dichtes, gefiedertes Chitinhaar besitzen und auf die Ernährung durch Nektar und Pollen angewiesen sind. Die Bestäubungstätigkeit der Wildbienen ist umweltbedingt (intensive Bodenbearbeitung, im Fruchtwechsel weit auseinander liegende Schläge, Pflanzenschutzmittel, Jahreszeit, Klima und Jahreswitterung) unzuverlässig und oft unzureichend.

Die Honigbiene besitzt gegenüber den Wildbienen als Bestäuber folgende Vorteile:

  • Überwinterung als ganze Völker (im Frühjahr zahlreiche Individuen vorhanden)
  • Winterbevorratung (verbunden mit besonders hohem Sammeleifer während der Vegetationsperiode
  • "Sprache", deshalb schnelle gegenseitige Information und Einsatzfähigkeit
  • Hohe Anpassungsfähigkeit an verschiedenste Blütenformen - Verfügbarkeit in praktisch beliebiger Anzahl
  • Gute Transportfähigkeit

Die Konsequenz ist der vertragliche Bestäubungseinsatz von Bienenvölkern, zumal sich das Wandern mit den Bienenvölkern in manche Kulturen allein wegen des Honigertrages nicht lohnt. Das trifft zu für Obstgewächse und den Samenbau einiger Ölfrucht- und Futterpflanzen. Heute werden weltweit Bienenvölker zur Blütenbestäubung "gemietet", so nahezu überall im Obstanbau, in skandinavischen Ländern für den Rotkleesamenbau und in Amerika zur Saatguterzeugung von Luzerne. Für manche Imker z. B. in Kanada ist der Bestäubungsdienst im Vergleich zu Honig die Haupteinnahmequelle. Wenngleich der Bestäubungsnutzen der Honigbienen vielfach nicht anerkannt und vergütet wird, so sollte der Imker seine Wanderungen zu Kulturen stets in Abstimmung mit den Landwirten planen, z. B. über Transporthilfe, günstige Aufstellungsplätze und Termine der Anwendung von Insektiziden.

 

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Der Landesverband Hannoverscher Imker e.V. und der Landesverband der Imker Weser-Ems e.V. sind für Niedersachsen zuständig. Hier sind alle Kreisimkerveine angegliedert. Die Landesverbände bieten Schulungen, Fortbildungen und andere Informationsveranstaltungen zum Thema Bienen und Imkerei an.

Bei Mellifera e.V. steht die wesensgemäße, nachhaltige und ökologische Bienenhaltung im Zentrum der Vereinsarbeit. Diese Imkervereinigung engagiert sich mit Forschung, Lehre, Öffentlichkeitsarbeit und Lobbyarbeit für die Bienen.

" Aufmerksam sein für die Zeichen der Bienen" ist ein Leitgedanke des norddeutschen Imkervereins De Immen e.V. De Immen ist ein Verein für die  wesensgemäße Bienenhaltung und orientiert sich an dem natürlichen Verhalten der Biene. Die Mitglieder verzichten auf den Einsatz von rückstandsbildenden Chemikalien und auf eine künstliche Selektion. Die Vermehrung der Bienenvölker auf Grundlage des natürlichen Schwarmtriebes ist ein wesentlicher Bestandteil ihrer Betriebsweise.

„Be(e) in contact“ ist ein Projekt der NAJU. Es richtet sich vor allem an junge Menschen, die Interesse an der Imkerei haben und mit dem Gedanken spielen, selber Bienenvölker zu betreuen. Es bietet Starthilfe für einzelne Interessierte, für Gruppen oder Schulklassen.

"Bienen brauchen Blütenvielfalt - mach mit!"

Diesen Titel trägt ein Leitfaden zum Thema "Kompensations- und Grünflächen zum Wohle der Honig- und Wildbienen" vom Institut für Bienenkunde Celle des Landesamtes für Verbraucherschutz- und Lebensmittelsicherheit (LAVES). Herausgeber der Online-Broschüre ist das niedersächsische Landwirtschaftsministerium. Der Leitfaden ist auf der Website des Ministeriums abrufbar.